Über die letzten Jahre ist mir verstärkt aufgefallen, daß unser Team vor allem das Thema Freundschaft beschäftigt und gefestigt hat. Was zunächst aus dem Schwimmen mit Sven entstand, wurde schnell ein Treffen mit Sascha oder Kuchenessen mit Alena. Es ist eben was Besonderes mit sehr guten Sportlern gemeinsam im Wasser und am Beckenrand zu sein und von den Erfahrungen der "alten See-Hasen" zu profitieren. Dabei schätzen die erfahrenen 24h Schwimmer auch die kleinen Erfolge der Rookies und ziehen sie mit ihrer Begeisterung mit. Es entstehen Freundschaften und Sympathien, die nicht nur im Synchronschwimmen oder beim gemeinsamen Pizzaessen enden müssen.
Genauso ist es etwas schwierig, wenn man mit manchen persönlichen Einstellungen seiner Teamkammeraden nicht einverstanden ist. Die Diskussion oder Konfrontation bleibt zwar oft aus, aber man versucht dann andere Wege als die der Andersdenkenden zu gehen. Diese Problematik ist nicht unüblich und sie gibt es fast überall: im Berufsleben, in der Nachbarschaft und auch in der eigenen Familie. Es ist also ganz normal, anders zu sein und anders zu denken.
Es ist normal und nichts Besonderes einen eigenen Willen und eine eigene Motivation zum Langstreckenschwimmen zu haben. Stephanie sagte unlängst zu mir, dass der Teamgeist im Team Warmduscher (das ist unser Toni, siehe Bild) unglaublich ist und sie sich manchmal schlecht fühle, wenn sie hinter seinen Erwartungen und ihrer selbst gesetzten Kilometerleistung zurückbleibe.
Toni, selbst Amerikaner und Anhänger der Halloween-Szene, musste nur grinsen und leuchtete daraufhin in den schönsten und verschiedensten Farben auf. "Es ist normal, anders zu sein", sagte er. Es ist ganz ok, seine eigenen Grenzen zu erkennen und zu erleben. Es ist normal, trotzdem Spass zu haben und es ist auch normal, einmal bei 10 oder 15 km stolz zu sein. Es ist aber auch normal, einmal bei geschwommenen 25 km enttäuscht zu sein oder mit Platz 4 unzufrieden zu sein. Das liegt dann aber meist an der eigenen Erwartungshaltung.
So mag es uns bei Freundschaften auch gehen. Man ist enttäuscht, wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden oder man lebt andere Werte vor, die andere eben nicht haben und nicht teilen können. Manch einer Schwimmerin fällt es schwer, ein schwarzes Team-T-Shirt im Sommer zu tragen oder vielleicht fällt es einem Einzelschwimmer auch etwas schwer, sich in der Öffentlichkeit als Warmduscher bezeichnen zu lassen.
Toni sagt dazu, dass man viel Geduld braucht und ruhig auch bunt sein darf. Beim 24h Schwimmen in Neunburg v.W. (2017) war er besonders stolz auf Holger, der zum ersten Mal über 10 km geschwommen ist und auch auf Meli, die nach 4 Jahren Vorbereitung den Sprung von 15km auf 20km geschafft hat. Die 14-Jährige ist dazu 3,8km durch die Nacht geschwommen. Das schaffen manche Triathleten nicht mal am Tag. In Neunburg zeigte auch Anja, dass man nach einer persönlichen Bestleistung enttäuscht sein darf und bei der Pokalvergabe leer ausgehen kann und das trotz neuer Bestleistung von über 23km. Jenny war bei km 35 müde und tief im Keller, wollte nicht weiterschwimmen. Sie hielt letztendlich aber dennoch bis km 46 durch. Und Franco, der bei km 25 eigentlich schon fertig war, kämpfte erfolgreich um Platz 3 in der Männerwertung. Auch Ali schaffte nach langer Verletzungspause wieder 20km. Holger, Anja, Meli, Magda, Jürgen, Ali, Alena, Jenny, Daniel waren alle motiviert und zogen sich gegenseitig auf Bahn 1 und Bahn 2. So entstehen Freundschaften, die auch bei den nächsten Schwimmen oder in den sozialen Medien noch bestehen bleiben.
Es ist für mich nach Jahren des Sports immer wieder schön, alte Bekannte und Freunde zu besuchen und einen Cappuccino mit ihnen zu trinken. Freunde, die über einige Jahre hinweg, den gleichen Weg und die gleichen Werte teilten. Dennoch wird sich jede und jeder Schwimmer verändern und persönlich weiterentwickeln. Aber es ist schön, wenn eine Freundschaft und "unsere gemeinsame" Faszination zum 24h- und Langstreckenschwimmen bleiben.
Euer Sven
April 2017